Montag, 13. Juli 2009

Peter Green und Splinter Group

Mein erstes Konzert in der Bluesgarage. Der Raum gerammelt voll, die Splinter Group hat solide gerockt . Sympathische Jungs. Der Bassmann spielt fretless. Peter Green wirkt ziemlich dick und aufgedunsen, er wird von einem jungen Mann auf die Bühne geleitet, der ihm auch die Gitarren stimmt und anreicht. Der 2. Gitarrist aus Amerika spielt sehr gefühlvoll und melodisch. Ich warte auf die alten Hits wie Albatros und Oh Well. Doch was ist das? Peter Green spielt sehr leise, zurückhaltend und irrt irgendwie unsicher übers Griffbrett. Der andere Gitarrist übernimmt sämtliche Soli, die ich eigentlich von Peter hören wollte. Der macht das ja nicht schlecht, aber Peter wirkt seltsam abwesend und psychisch krank. Wie unter Psychopharmaka. Schade, ich höre zwar wirklich gute Musik, fühle mich aber dennoch leicht verschaukelt, weil ich an die unendlich einsamen Soli aus der alten Zeit denken muß, mit viel Hall unterlegt. Nach allem was ich über ihn gelesen hatte war Peter mir sehr sympathisch - er wollte damals bei Fleetwood Mac sämtliche Gagen für arme Leute Spenden usw. bekam dann schwere Depressionen. Schön, daß er wieder auf der Bühne ist. Das ist sicherlich wie Therapie für ihn. - War aber für mich irgendwie traurig.

Bluesgarage

DIE BLUESGARAGE in Isernhagen bei Hannover ist seit ein paar Jahren irgendwie zu meinem erweiterten Wohnzimmer geworden, meine 2. Heimat, ein Platz zum Entspannen und absoluten wohlfühlen.
Wenn die Konzerte nicht den Rahmen meiner Finanzen sprengen würden, wäre ich wohl jede Woche dort bei einem Live-Konzert. (Wobei ich sagen muss, daß für die musikalische Qualität, die ich dort geboten bekam, der Preis mehr als angemessen war)
Die Bluesgarage wird von einem überaus sympathischen Ehepaar betrieben, die für eine familiäre Atmosphäre, Kerzenschein, gutes Bier und phantastische Musik sorgen. Ein großer Schäferhund war manchmal da, wenn es leer war.
Henry, der Wirt ist Amerika- und Harley Davidson Fan, was man an der übergroßen Freiheitsstatue und dem Star-Spangled-Banner an der Wand erkennen kann. Im Vorraum steht eine gigantische Stretchlimousine, mit der wohl manchmal Musiker abgeholt werden. Ich glaube allerdings nicht, daß sich Henrys Amerika-Begeisterung bis auf George W. Bush erstreckt sondern mehr der dortigen Musik gilt.
Der Raum ist gefällt mit alten Dampfradios, einer Zapfsäule, Sofas und Kneipentischen mit Kerzenschein. Zwei überlebensgroße Bluesbrothers sitzen auf dem Balkon neben dem Mischpult, das in den Bug eines Cabriolets eingebaut ist. Chevy oder Cadillac?
Die Bühne ist mit einer hervorragenden Soundanlage ausgestattet, die für reichlich Dampf sorgt. Man kann von fast überall die Musiker sehr gut sehen und Ihnen auch mal die Hand schütteln, weil es keinen Hinterausgang gibt, und sie sich den Weg durchs Publikum bahnen müssen.
Musik hautnah erleben. Manchmal das Gefühl, als ob die Rocklegenden in deinem Wohnzimmer auftreten. Du sitzt gemütlich bei Kerzenschein auf dem Sofa, trinkst eine kühles Helles, und 5 Meter weiter rockt Lesley West, Carl Palmer, Popa Chubby, Brian Auger, Spencer Davies, oder Eric Burdon.
Man fasst es manchmal einfach nicht, so Affengeil sind die Konzerte!
Mein Freund Alex hat es mal so ausgedrückt: Manchmal finde ich die Musik so abgefahren überirdisch gut, daß ich am liebsten auf die Bühne springen und mit nacktem Arsch dazu tanzen möchte.